Ausruhen in Sapa

Gegen 9Uhr öffnete sich zuerst mein rechtes Auge und kurz darauf auch das linke. Soweit hatten wir es also schon mal geschafft. Da mein Gehirn noch nicht ganz eingeschaltet war, schob ich das fehlende Empfinden von Gliedmassen und Rumpf einfach auf die noch nicht ganz aktivierte Verbindung zwischen Rückenmark und Kleinhirn. Nach geraumer Zeit allerdings wunderte ich mich, ob es beim Hochfahren des Hirns irgendeinen Fehler gegeben haben sollte, denn ich spürte den Rest meines Körpers immer noch nicht. Klar, ich war gestern Abend zum Umfallen müde und das Weiche Bett war eine Wohltat für unsere geschundenen Leiber, aber nun so einen Effekt hatte ich nicht erwartet. Nach kurzem Grübeln stellte sich auch heraus, dass ich noch genauso da lag, wie ich gestern Abend eingeschlafen bin. Soweit so gut. Nur, wie lösen wir jetzt das Problem des fehlenden Körpers? Die Augen wanderten durch den Raum (natürlich nur der Blick, nicht die ganzen Augen!) und stießen dabei auf eine Wasserflasche. Klick. Das war anscheinend ein Reiz, dem sich mein völlig verausgabter Körper nicht entziehen konnte. Auf einmal fing es an in mir zu brodeln und zu zucken. Muskeln fanden ihre Bestimmung wieder und nach einem kurzen Moment der Koordinierungslosigkeit gehorchten sie auch bald meinen Gedanken, meldeten allerdings höchste Anspannung und Erschöpfung durch knallhartes Brennen und zerren. Es half alles nichts: die Wasserflasche musste erreicht, der Durst gestillt werden. So stand ich auf und sah auch das volle Ausmaß unserer Schnapsidee, in 2 Tagen einen Höllentrip durchführen zu wollen.

Ein leicht süßlicher Geruch lag in der Luft und ich ahnte schon, wo die Quelle des „Genusses“ war. Trotz intensivem Auswaschen, waren unsere Socken leider nicht luftgetrocknet, sondern nur angetrocknet und ließen kontinuierlich Dämpfe ab, die sicher auch zu meinem koma-ähnlichen Schlaf beigetragen hatten. Nun gut. Ich war wach und Manja hatte zwischenzeitlich auch ihren Körper hochgefahren und war ungefähr in der gleich en Phase wie ich noch vor 2 Minuten: Durst. Wir duschten schnell (jetzt war das Wasser erstaunlicher Weise warm – hm, oder es kam uns nur nach der saukalten vorherigen Nacht so vor) und aßen unser Frühstück. Heute stand Ausruhen auf dem Programm.

Wir pendelten von Café zu Café und genossen die freie Zeit. Die Beine versuchten wir so wenig wie möglich zu bewegen und es gelang uns ganz gut. Aber so recht wollten wir doch nicht den letzten Tag hier in den Bergen in der herrlichen Bergluft sitzend verbringen und so erkundeten wir noch ein wenig die Gegen. Und ja, wir kletterten auf einen, nun für unsere Verhältnisse sehr mickrigen, Hügel (in Badelatschen wohlgemerkt) und genossen die grandiose Aussicht über die Stadt und das angrenzende Tal. Keine Menschenseele weit und breit, ein leichter Wind, Sonnenschein und überall Landschaft. So hätte man noch einige Tage verbringen können.

Leider ging es am späten Nachmittag schon wieder in dem anfangs erwähnten Minibus zurück nach Lao Cai in Richtung Zug. Bei schönstem Sonnenuntergang sahen wir nun auch die Gegend, die wir auf der Herfahrt nur erahnen konnten. Ein Highlight war eine in der Ferne liegende Bergkette. Die schemenhaften Bergkuppen waren sicher sehr hoch, wurden rot-golden von der Sonne angestrahlt und befanden sich schon in China. So habe ich in meinem Leben also doch mal das Festland Chinas sehen können.

In der dreckigen Grenzstadt Lao Cai angekommen, aßen wir noch einen Happen und stiegen pünktlich in den Zug, der anscheinend den ganzen Tag in der prallen Sonne ohne offene Fenster und funktionierende Klimaanlage gestanden hatte. Wir wollten sofort wieder rauf auf den Berg. Vor Hitze schliefen wir lange nicht ein, aber irgendwann hatte die Klimaanlage gewonnen und die Müdigkeit übermannte uns. Wir fuhren zurück in Richtung Hanoi um dort pünktlich um 5h30 morgen früh anzukommen. Sapa und der Fansipan:

Prädikat: wertvoll und sehenswert!

4 Gedanken zu „Ausruhen in Sapa

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