Wir machen alles mit!

Nachdem wir ja nun gestern schon ein wenig das Gebiet um die Marina Bay erkundet haben, sollte es nun heute endlich soweit sein. Ja, was denn nun? Das fragt Ihr Euch sicher! Es gibt doch noch Dinge, die Robert hier in Singapur noch nicht gemacht hat. Sei es aus Mangel an Zeit oder aus dem einfachen Grund, dass alle bisherigen Besucher die Aktion ein wenig peinlich oder doof gefunden haben. Ganz sicher lag es aber nicht am fehlenden Wollen! Heute stand die weltberühmte „Singapore Duck Tour“ auf dem Programm. Und zwar gleich morgens (naja, mittags), damit auch ja nichts dazwischen kommen kann. Was ist nun so eine „Duck Tour“?

Halb Boot, halb Bus?

Nun ja, es handelt sich dabei um eine ganz eigene Art und Weise, die Stadt zu erkunden. Mit dem Bus eine Rundfahrt zu machen kann ja jeder. Genauso einfach ist es, sich in ein bereitstehendes Boot zu setzen und sich durch die Gegend schippern zu lassen. Der wahre Held zeigt sich aber erst, wenn er wagemutig beide Fortbewegungsarten miteinander kombiniert und sich todesmutig mitsamt dem Bus in die Fluten stürzt: und alles nur, um Fotos zu machen. Aber einmal ganz langsam angefangen.


Lion Dance und Schalenwerfen

Wir machten uns nach einem ausgiebigen Frühstück auf den Weg nach Suntec City. Das kann man ganz gut zu Fuß erreichen und so kamen wir auch schon ordentlich durchgeschwitzt dort an. Glücklicherweise haben wir gerade Regenzeit, so dass wir nur 33 Grad und 85% Luftfeuchtigkeit haben. Dafür aber auch ganz viel Sonne und wenig Regen…Ihr wisst schon: globale Erwärmung und so. Wir kauften uns zunächst ein Kombiticket für den Ritt unseres Lebens (also die Duck Tour) und den Singapore Flyer (dem größten Riesenrad der Welt in Singapur) und hatten dann noch ca. 20 Minuten bis zum Einstieg Zeit. Diese nutzten wir um im angrenzenden Food Court (=überdachte Imbissbudenansammmlung mit vielen verschiedenen Speisen, vor allem aber verschiedenen Gerüchen) eine Aufführung anlässlich des Chinesischen Neujahrsfestes zu beobachten: Den sogenannten Löwentanz (engl. Lion Dance). Dabei springen jeweils zwei Menschen je Löwe als eben solcher verkleidet vor einem bestimmten Verkaufsstand auf und ab um dem Besitzer des letztgenannten im neuen Jahr viel Geld in die Kasse zu spülen, Gesundheit zu schenken sowie Glück zu bringen. Dazu werden dem Löwen aus mir bisher unerfindlichen Gründen 3-4 Mandarinen gereicht, die er in mühsamer Kleinstarbeit abpult und die Schalen dem Besitzer der Imbisstube vor die Füße spuckt. Muss halt jeder sehen, wovon er sich Wohlstand erhofft. Dieselbe Prozedur wird übrigens auch in Büros und anderen Orten, an denen sich Menschen oft aufhalten, aufgeführt. Bei uns im Büro waren sie auch schon. Begleitet wird die Szenerie von unheimlich lauten Trommlern und Triangelspielern, so dass einem schon nach kürzester Zeit die Ohren klingeln.


Blick aus dem Singapore Flyer.

Nach den Löwen kamen wir nun zu unserer „Ente“. Dabei handelt es sich um ein Amphibienfahrzeug, das die Amerikaner in Vietnam eingesetzt haben, jedoch nach der blöden Aktion damals zurückgelassen und den Touristen überlassen haben. Wie die Dinger nun ausgerechnet nach Singapur gekommen sind, weiß ich nicht genau, ist mir eigentlich auch egal. Wir bestiegen nun unser Busboot und fanden direkt vor dem nicht überhörenden Motor einen Platz. Nun ging es los. Mit ohrenbetäubendem Grollen bewegten wir uns ruckartig vorwärts. Eine Federung war bei den Dinger irgendwie nicht eingebaut und so merkte man jedes Mal im Rückenmark das Einkuppeln sowie jede noch so kleine Bodenwelle im bisher immer als äußerst glatt wahrgenommenen singapurianischen Flüsterstraßenbelag. Nun ja. Da wir glücklicherweise eine Spezialausbildung als Lippenleser genossen haben, konnten wir auch ohne Problem unserem Guide lauschen bzw. jedes Wort von den Lippen ablesen. An verstehendes Hören war nicht zu denken. An denken eigentlich auch nicht, wenn ich mich noch einmal zurück erinnere! Wir fuhren eine kleine Runde durch die Stadt um uns dann in Richtung Wasser zu begeben. In meiner naiven Vorstellung malte ich mir aus, wie unser Mobil sich langsam aber sicher auf einer ins Wasser eingelassenen Schräge ins selbige vortastet bis es anfängt von selbst zu schwimmen. Fast richtig. Die Schräge gab es. Allerdings gab es keinen Anlass, sich langsam ins Wasser zu lassen, wenn man es ja auch mit Schwung und Anlauf tun kann. So fuhren wir mit gefühlten 50km/h frontal auf die Wasseroberfläche zu und wir waren in diesem Moment sehr froh, ganz hinten zu sitzen. Die vorderen Fahrgäste hatten nämlich das Vergnügen, die nächste halbe Stunde mit Trockenen zu verbringen! Wir hingegen genossen das nun leicht gedämpfte Grummeln des Motors und hatten sogar die Chance, die Stimme von April, so hieß unsere Touristenführerin, zu hören. So plätscherten wir vor uns hin, fuhren unter der großen Brücke hindurch, sahen rechts das Riesenrad vorbei ziehen, schossen eifrig Fotos und machten uns dann auf in Richtung Merlion (hab ich ja gestern schon erwähnt). Den sahen wir nun heute auch noch einmal von der Wasserseite aus. War ungefähr genauso beeindruckend wie von der Seite…aber deswegen bin ich ja gar nicht mitgefahren. Ich wollte einfach mal mit einem Straßenvehikel ins Wasser fahren und natürlich auch wieder zurück! Das hat nun auch geklappt und Robert war wieder einmal glücklich 🙂

Anschließend nutzten wir die Gunst der Mittagsstunde um uns in das Riesenrad zu bewegen und uns dann inklusive der Gondel in den Himmel heben zu lassen ohne uns Gedanken über massenweise Touristen aus Japan oder Australien machen zu müssen. (Die gehen nämlich vernünftigerweise mittags Mittagessen und springen nicht in der allergrößten Hitze draußen herum…aber so hatten wir die Gondel fast komplett für uns!) Seitdem das Rad im Jahr 2008 gleich nach der Eröffnung stehen geblieben ist, dreht es sich nun auch in die andere Richtung. Also in Richtung des Bankenviertel. Warum?, mag sich der geneigte Leser fragen. Die Frage ist berechtigt und bekommt direkt eine Antwort zugewiesen. Nunja, ursprünglich drehte sich das Rad vom Bankenviertel weg…was wiederum die im Feng-Shui geradezu meisterhaft ausgebildeten Singapurianer zu der Annahme bewegt, das ganze Geld würde aus der Stadt hinaus gespült werden durch die stetige Bewegung der Gondeln (=Schaufeln) des Rades. So wurde kurzerhand die Drehrichtung geändert und schwupps siehe da…die Wirtschaftskrise ist überstanden und die Sonne geht auch morgen früh wieder auf. Mag jeder glauben was er will, ich bin davon überzeugt, dass das Riesenrad damals bei dem Motorschaden einen Knacks erhalten hat und sich nur noch in die jetzige Richtung drehen kann. Ausreden gibt es ja immer!

Die kleinen Punkte da hinten sind alles Schiffe.

Wir hatten einen wunderbaren Blick mit Sonnenschein, wechselnden Motiven (ist ja auch klar bei einem sich drehenden Riesenrad) und nach einen halben Stunde hatten wir wieder festen Boden unter den Füßen. Im Souvenirladen wurden schon die ersten Andenken erstanden und nun war es an der Zeit, sich den wohlverdienten Kaffee einzuverleiben. Gesagt, getan und schon fanden wir uns keine 20 Minuten später (dem Taxi sei Dank) in der Orchard Road, deeeer Shoppingstrasse in Singapur, wieder. Wir liefen ein wenig auf und ab, machten mal dort und auch wieder mal hier Halt und landeten letztendlich in einem der vielen Kaffeegeschäfte, die es immer wieder hinbekommen, uns in ihrem Bann zu ziehen. Vielleicht liegt das auch an der Art und Weise wie dort der Kaffee zubereitet wird.

Gut gebrüllt, Tiger!

Danach waren wir so erschöpft, dass wir uns erstmal nach Hause begaben und ein wenig die frische Luft aus der Klimaanlage gönnten. Nach kurzem runterkühlen, verspürten wir ein leichtes Hüngerchen und so schlugen wir die Richtung des Friedrichshains von Singapur ein und fanden uns im Arab Quarter wieder. Genauer gesagt im Obergeschoß eines der vielen kleinen Restaurants, in denen man meist auf dem Boden oder zumindest erdnah sitzt, den Geruch von Shishapfeifen in der Nase und den Finger im Cola-Rest des Vorgängers auf dem Tisch hat. Wir bestellten uns was mit Fleisch und taten gut daran. Es war lecker, viel und genau ausreichend um uns in den zufriedenen Zustand der Trägheit zu versetzen, die uns auch bald so gut gefiel, dass wir es wagten noch einen Schritt weiter zu gehen: uns vielen die Augen zu und wir schliefen mit dem guten Gefühl ein, heute schon viel erlebt, morgen aber noch viel mehr geplant zu haben.

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