Nach einem sehr erholsamen Nachtschlaf und einem gesunden Frühstück mit Ei und einem Brötchen voller Luft im Hostel, ließen wir unseren großen Rucksack in demselbigen (also im Hostel, nicht im luftgefüllten Brötchen … haha) und machten uns auf Entdeckungstour in Hanoi. Zu allererst wollten wir aber noch den zweiten, bisher ungeplanten, Teil unserer Reise in trockene Tücher bringen und brachen auf, eine Dschunken-Tour in der Halong-Bucht zu buchen. Also auf in ein „Reisebüro“… hatten wir uns gedacht! Auf dem Weg durch die Altstadt Hanois fiel uns auf (und wir konnten es später auch im Reiseführer finden), dass jede Strasse einem Gewerbe zugeordnet war…oder anders herum, das weiß man heute nicht mehr so genau. In jedem Fall konnte man ganz leicht an den Auslagen der Geschäfte erkennen, in welcher Strasse man sich gerade befand: Ein Schuhladen am anderen ließ darauf schließen, dass man sich in der Schuhstrasse befand. Genauso verhielt es sich mit Obst, Brot usw. Als wir die Farb-, T-Shirt-, Seidenkrawatten-, Klebeband- und Lampenstrassen hinter uns gelassen hatten und die Abkürzung über einen Wochenmarkt nahmen, tauchte aus dem Abgasnebel die Reisebürostrasse vor uns auf. Jeder Laden hatte die gleichen Touren im Angebot (Vietnams Nordosten 3 Tage/2 Nächte sowie Vietnams Nordwesten 3 Tage/2Naechte und umgekehrt). Wir verglichen bald schon nicht mehr den Inhalt der Touren sondern nur noch den Preis und entschieden uns letztendlich für eine der preiswerteren Touren, da wir ja die Halong-Bucht sehen wollten und nicht eine luxuriöse Dschunke oder ein Hotel mit 5 Sternen. Im Nachhinein sollten wir feststellen, dass wir es genau richtig gemacht hatten. Aber dazu später mehr.
Nach dem Buchen des Trips und der Gewissheit, nun endlich den Urlaub komplett geplant zu haben, starteten wir unsere Entdeckungstour durch Hanoi. Der erste Punkt sollte der Hoan Kiem See sein, in dessen Mitte sich eine kleine Insel befindet. Auf dieser Insel befindet sich hingegen wieder ein klein Tempel und in eben diesem Tempel lauert nun schon seit etlichen Jahren eine ausgestopfte Riesenschildkröte. Eine ans Unglaubliche grenzende fast wahre Legende rankt sich um dieses gepanzerte Reptil: Angeblich hat in grauer Vorzeit einmal ein mutiger Kämpfer ein Schwert erhalten und damit Vietnam gegen Feinde verteidigt. Nach getaner Arbeit (also erfolgreich beendetem Kampf) verlangte nun die Schildkröte (warum auch immer) eben dieses Schwert zurück. Also ließ der Kämpfer das Schwert in den See fallen und die Schildkröte nahm das schneidige Teil an sich. Daher rührt auch der Name des Sees: Lake of the restored Sword (See des zurückgegebenen Schwertes). Naja, da ja alles, was irgendwie einer Ehrung gebührt, in Vietnam auch wie verrückt geehrt wird, entschloss man sich, die letzte der im See lebenden Schildkröten nach deren Tod auszustopfen und zusätzlich noch einen kleinen Turm im See zu errichten. Die Geschichte dieser Legende wird auch noch einmal im Wasserpuppentheater erzählt. Die Insel haben wir wieder über die Sonnenstrahl-Brücke verlassen und machten uns auf den Weg rund um den See. Der See wird gern auch als „Naherholungsgebiet“ der Einwohner von Hanoi genutzt…allerdings mehr von Liebespaaren, die sich im Schutze der alten, Schatten spendenden Bäume vergnügen (natürlich nur Küssen!).
Weiter in Richtung Süden war das nächste Ziel das „Französische Viertel“. Leider war das, was sich in unseren Köpfen als Kopie des Mont-Matre in Paris vorgestellt worden war, eine bittere Enttäuschung. Grosse, breite Strassen, viel Verkehr, Chaos auf den Buergersteigen und kein einziges kleines verschnörkeltes, französisch anmutendes Café. Nach langem Suchen fanden wir dann ein kleines vietnamesisches Restaurant in einer Seitenstrasse, das uns gefiel und wir zum Mittag einkehrten. Es gab eine Nudel-Hühnchen-Suppe für Manja und ein paar Flühlingslollen für mich. Dazu standesgemäß eine Sprite und eine Cola, denn nach dem langen Laufen durch die staubigen Strassen war unser Bedarf an Zucker spontan angestiegen. Gestärkt liefen wir dann im Bogen nach Westen (also auf der Karte nach links!) in Richtung der alten Zitadelle von Hanoi. Einst als Festung gebaut bot es heute leider keinen Einblick für herumirrende Touristen, da wir am falschen Tag aufgetaucht waren: Es war Freitag…und freitags haben sie eben nicht auf. Trotzig wie wir waren, liefen wir eben um die gesamte Zitadelle herum um uns dann völlig geschafft einzugestehen, dass der Stadtplan manchmal eben doch die Entfernungen in echten Kilometern angibt 😉 Zwischendurch konnten wir noch die Einheimischen bei einer anscheinend sehr beliebten Beschäftigung beobachten: Badminton (aber eher gespielt wie Federball auf dem Zeltplatz). Dazu waren auf den Buergersteigen sogar die Felder aufgemalt und es fanden sich an einem Ort leicht 12 Vietnamesen, die in der unglaublichen Hitze und dem Smog Gefallen daran fanden, einem kleinen Ball aus Federn den Garaus zu machen, in dem sie ihn über ein imaginäres Netz droschen und sich daran endlos erfreuten. Na, sollten sie machen. Ich war froh, als ich wieder eine Cola in meinen Händen hielt und nach 2 Schlucken schon fast ausgetrunken hatte.
Wir hielten noch kurz ein einer Bäckerei um uns für die kommende Nacht und den morgigen Morgen (was für ein Wortspiel) mit frischen Brötchen auszustatten. Wir würden nämlich mit dem Zug nach Nordwesten fahren. Über Nacht. Das verhieß spannend zu werden und so machten wir uns langsam aber sicher wieder auf in Richtung unseres großen Gepäcks und ließen uns dann von unserem Touranbieter zum Bahnhof fahren auf dem wir dann noch einmal 1,5h verbringen sollten, bis wir den Zug besteigen und Hanoi für eine kurze Zeit von 4 Tagen / 3 Nächten verlassen wollten.
Der erste Tag in Hanoi war sehr interessant, spannend, heiß, stickig, laut, wohlschmeckend, aufregend, zu kurz, Lust auf mehr machend und spontan zu Ende, als das Signal zum Einsteigen in den Zug gegeben wurde.