Der Singapurianer an sich

Folgend einmal die genauen Beobachtungen meines Kollegen Kirill in Bezug auf den typischen Singapurianer:

Die Singis wohnen in einem sehr sicheren land. Nachts sind alle Lampen an. Es gibt ueberall Bruecken und Tunnel um die Strassen zu ueberqueren, ohne sich in Gefahr des Verkehrs zu begeben. Man findet also selten dunkle Ecken, wo man um sein Leben fuerchten muesste. Die Frauen laufen leicht bekleidet durch die Gegend und dennoch hoert man fast nie von Verbrechen, wie man sie aus Deutschland kennt.

Es gibt Linien auf den Wegen und Pfeile und Schilder und wieder Linien und Hinweise. Also kann man eigentlich ohne nachzudenken diesen Anweisungen folgen und vermeidet jeglichen Konflkt (Vordraengeln, etc.) Da sich aber die Singis sicherlich so sicher fuehlen und im halben Trancezustand unterwegs sind, erlebt man in vielen Situation ein eher gegensaetzliches Verhalten. Beispiel: man steht auf der Rolltreppe auf der falschen Seite (auf der Gehseite) und wird fast ueberrumpelt von einem Herren, der es irgendwie eilig hat. Diesen trifft man dann kurz hinter der Rolltreppe wieder wie er im Maeuseschritt vor sich hindackelt. Anderes Phaenomen. Der Fahrstuhl. Kaum haben sie sich darin platziert wird auch schon der Tuerzuknopf gedrueckt in voller Erwartung dessen, dass die Reise bald losgeht. Da sie nun als erstes drin waren und ganz hinten stehen, fangen sie schon 5 Stockwerke vor Ausstieg an mit den Hufen zu scharren und werden fast panisch. Das selbe passiert im Bus. Kaum haben sie ein bekanntes Gebaeude entdeckt verspuert man an der Tuer stehend einen enormen Druck von hinten. Die Menschen springen auf, als wenn im Bus gleich der Sauerstoff ausgeht.

Es ist sehr gegensaetzlich, der Mix der Kulturen (Inder, Chinesen, Malay und die Westerner (wir)) macht es schwierig einen klaren Singi zu identifizieren und Profiling zu machen. Viele gehen Risiken eher durch Unwissenheit oder eher Dummheit ein. Bsp. Ein indischer Singi steht unter dem mit Metallschrott beladenen Krangreifer und guckt, ob da auch nichts runter faellt. Ein Taxifahrer wechselt lieber hastig die Spur anstatt langsam auszuscheren und aus Angst, ihn wuerde kein Autofahrer auf dem Weg zur 2km entfernten Autobahnausfahrt reinlassen. Der Gaertner saegt einen Baum wieder an der falschen Seite an, obwohl ihm die anderen beiden Baeume schon fast auf die Fuesse gefallen sind. In der gehoberen Schicht, der Business Schicht arbeiten Leute im Buero und fuehlen sich intelligent, weil sie anstatt draussen in der Hitze und Sonne ihre Haut verdunkeln zu muessen (Chinesen lieben blasse Haut), einem intellektuellen Beruf nachgehen duerfen. Hier zaehlt Status. man wohnt lieber in einer versifften Bude und laesst die drei Kinder 18, 21, 25 das Zimmer teilen, aber man faehrt mit einem 5er BMW zur Arbeit. Andere blueffen mit ihren Master- und Bachelorabschluessen. Besonders Inder sind dafuer bekannt sich erst fuer einen Job zu bewerben, wenn sie mindestens 2 Master haben. Meist einen obligatorischen in Australien und noch einen in Singapore. Lustigerweise wissen sie gar nicht wo Australien liegt, denn die Business Schools reihen sich aneinender in Little India (Stadtteil in Singapore) und man kann quasi part-time in Australien und Singapore studieren und sich auf dem Weg von „Australien“ nach Singapore noch einen Mutabak reinziehen. Praktisch aber alles fake. Das Gleiche spuert man auch in Fachdiskussionen. Bollywood maessig spazieren die Inder auf duennem Eis und erklaeren traumhafte Projektrealisierungen in einem melodischen Englisch. Schuetteln fleissig mit dem Kopf (Zeichen des BeJAens). Spaeter siehst Du sie mit einem Nadelstreifenanzug im Restaurant sitzen und mit den Fingern den Reis zwischen ihre Zaehne reiben (2 Master, dicke Hose, aber die Gabel uebersehen)…

Zusammenfassend:

Es gibt viele Geschichten hier zu erzaehlen, aber um die Frage des Risikos zu klaeren kann man folgendes sagen:

* Sie riskieren ihr Leben

* Sie risikieren Kopf und Kragen

* Sie riskieren ihre Gesundheit

* Sie riskieren ihren Ruf

nur sind sie sich der Dinge nicht bewusst. Mut oder Dummheit, man weiss es nicht.

Alles hat Gute und Schlechte Seite: Da jeder so sehr mit sich selbst beschaeftigt ist, achtet keiner auf den anderen.

Wie kann man es nennen: positive Ignoranz, mentale Selbstverteidigung, .. keine Ahnung..

Noch ein Beispiel einer business Situation:

Ich komme in ein Spezialgeschaeft fuer Projektoren (Beamer). Erkundige mich nach dem besten Preis-Leistungs-Verhaeltnis. Der Verkaeufer entgegnet: What’s your budget? Ich erklaere, dass es vom Geraet abhaengt und ich gewillt waere, eines mit tollen Leistungsmerkmalen zu ersteigern und waere auch in der Lage das Geld dafuer zu bezahlen. Technical details? kommt als Quizfrage seinerseits. Da er gemerkt hat, dass seine iterative Verkaufsmasche: Preis beim Kudenn erfragen und dann in ins Schaufentser schauen und diese Zahl wiederfinden – nicht funktioniert hat, faengt er einfach an alles aufzuzaehlen, was er ueber Beamer weiss. Das ist dann wie Jeopardy. Er gibt Antworten und man versucht die Frage zu erraten. Irgendwann windet man sich aus dem Strudel und identifiziert 2 Geraete nach Bauchgefuehl und fragt direkt welches der beiden besser sei. Man kann es dem Verkaeufer schwer machen und 2 Geraete des gleichen Preises waehlen, und so richtig fies, wenn sie dann auch noch die gleiche Farbe haben. Ich erhielt den Hinweis: The one is more for business, the other for private und da ich mich als HomeCinema-Interessent geouted hatte, hatte er mich am Haken. Ich bat ihn dann rasch die technischen Details beider Geraete herauszusuchen und als er dann nach 30 Minuten nicht mehr wiederkam ging ich einfach nach Hause…

Conclusio:

Er hatte keine Ahnung und hatte viel riskiert.

Ich wollte nur einen Beamer und war der Risikofaktor, denn in ihrer Welt war es eine normale Situation.

Die Bedrohung war ich, durch meine Laestigkeit, meine Informationssucht, meine Ungehaltenheit…

2 Gedanken zu „Der Singapurianer an sich

  1. kristin

    Herrliche Geschichten! So ist Singapore 🙂
    Dazu möchte ich auch noch eine Geschichte aus der alten Zeit beisteuern:
    Ich stehe wor einem Supernobelfünfsternehotel mit ca. 5 Portiers und einem Taxiverantwortlichen. Stelle mich brav (siehe Linien, Pfeile, Hinweiszeichen) in die Taxischlange und warte. Nix passiert. Die Schlange wird länger. Nix passiert. Langsam ungeduldig. Dann passiert etwas: Der Taxiverantwortliche kommt und fragt (in feinstem singlish) „You need a cap?“
    … Kein Kommentar!

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  2. Robert

    Ja, das ist auch eine sehr typische Geschichte…ich bin mal gespannt ob Dennis und Hendrikje (die mich diese Woche hier besuchen) auch solche Erlebnisse haben werden!

    Antworten

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