Bangkok – Tag 2

Heute morgen bin ich für meine Verhältnisse sehr leicht aufgewacht…vielleicht lag das an dem brettähnlichen Bett. In jedem Fall kann ich sagen, dass ich nicht im Bett versunken bin. Ich hab mich dann mit Julia und Jason zum Frühstück getroffen und wir haben den Tag ein wenig geplant. Zunächst haben wir uns mit Pat getroffen, einem Freund der beiden und gleichzeitig Einheimischer von Bangkok (wer mir das Wort nennen kann, das die Bewohner Bangkoks beschreibt (so wie Berlins Einwohner „Berliner“ heißen), der darf sich auf meine Kosten ein Schokoeis kaufen!) Das Treffen war so gegen halb 11 angesetzt und der Treffpunkt war ein ultramodernes Einkaufszentrum („Siam Paragon“) am Tresen einer großen amerikanischen Schnellimbisskette. Nein, wir haben kein Tuk-Tuk genommen um dort hinzukommen, denn die U-Bahn war um einiges schneller und preiswerter.

Die ausgelassenen Studenten.

Pat schlug uns vor, zunächst in eine Fotoausstellung der königlichen Prinzessin (welche Prinzessin ist eigentlich nicht königlich?) zu gehen (also Ihre Hoheit hat die Bilder geknipst und war nicht selbst ausgestellt!) um danach in Jim Thompson’s Hütte zu gehen und uns das Haus desjenigen anzusehen, der die thailändische Seide weltberühmt gemacht hat. Die Fotoausstellung war in einem sehr schönen Gebäude, das wesentlich interessanter war als die Fotos. Aber es war anscheinend trotzdem eine wunderbare Ausstellung, denn immerhin gehört die Prinzessin ja der Königsfamilie an. Also haben wir artig „ah“ und „oh“ und „wunderschön“ gesagt und uns dann Herrn Thompson zugewandt.

Auf dem Weg zu Jim sind wir am Nationalstadion vorbei gekommen in dem an diesem Abend das Abschlussfußballspiel der beiden lokal ansässigen Universitäten stattgefunden hat. Dementsprechend viele bunt gekleidete Thais sprangen wie wild herum, tanzten, musizierten und waren sehr ausgelassener Stimmung. In Deutschland hätte sicher irgendeine Verordnung den ohrenbetäubenden Lärm untersagt, aber hier kümmerte man sich nicht um die deutsche Rechtsprechung und feierte selbst bei heißen 28 Grad in der Mittagsruhe.

Blumen bei Jim im Vorgarten.

Jim Thompson’s Hütte hingegen war sehr traditionell eingerichtet und strahlte eine vollkommene Ruhe und Besinnlichkeit aus, die man einem amerikanischen Soldaten kurz nach dem 2. Weltkrieg nicht unbedingt zugetraut hätte. Er brachte insgesamt 6 traditionelle Holzhäuser aus ganz Thailand zusammen und stattete sie reich aus. Das Geld dazu nahm er aus dem aktiven internationalen Handel mit thailändischer Seide, die er durch seine Kontakte weltberühmt machte. Nun ja, ich hatte bisher noch nichts von Herrn Thompson’s Seide gehört, aber anscheinend hab ich doch noch die ein oder andere Wissenslücke. (Eigentlich aber eher unwahrscheinlich…ähem).

Jim’s Haus.

Nach dem Rundgang durch die Hütte (nein, ich muss ehrlich sein, es war ein sehr schönes Haus, in dem man sich wirklich wohlfühlen konnte!) sprangen wir in den nächsten Bus (als „normaler“ Tourist macht man das normalerweise eher nicht in einer Stadt in der man nicht mal die Buchstaben verstehen, geschweige denn Worte erahnen kann), denn Pat konnte erstaunlicher Weise als gebürtiger Thai sehr gut thailändisch sprechen und verstehen und so kamen wir auch genau da an, wo wir hinwollten: An den Chao Phraya Fluss.

Blick vom Fluß auf den Königspalast.

Dort nahmen wir eine Fähre und ließen uns einfach mal bis an die Endstation mitnehmen. Die befand sich im Norden Bangkoks, außerhalb der Stadtgrenze. Ohne unseren Pat hätten wir das nicht erfahren, denn wie gesagt: thailändisch war nicht unsere Stärke. Natürlich konnte ich mir auch den Namen der Örtlichkeit nicht merken, daher bitte ich an dieser Stelle um Verständnis. (Für alle, die schon mal in Bangkok waren: es war Station Nummer 30 der Fährlinie.) Nach dem Aussteigen fanden wir uns einem kleinen Elefanten gegenüber, der eigentlich mehr krank und traurig aussah als er zweckdienlich sein sollte. Ein paar Schritte weiter gab es dann eine Menge der besagten Straßenküchen und ja, ich hab auch etwas gegessen…und zwar OHNE mir was einzufangen! Pat bestellte etwas und wir aßen. War sehr lecker und so wurde es langsam dunkel um uns herum und wir fühlten uns wie echte Thais, denn um uns herum wurde ein Stühlchen nach dem anderen mit Einheimischen besetzt und von uns blasshäutigen Westlern wurde nicht die geringste Notiz genommen. Das sollte später noch in Form von penetranten Straßenverkäufern in der eigentlichen Touristengegend der Stadt auf uns warten.

Straßenküche.

Vollgegessen setzten wir uns wieder ins nächste Boot und ließen uns an den Ausgangspunkt zurück schaukeln. Dort setzten wir dann noch einmal mit einer Fähre über den Fluss  (3Baht = 0,06EUR) um uns den „Wat Arun“, den Tempel der Morgenröte im abendlichen Dämmerlicht anzuschauen. Leider war er schon geschlossen, aber uns gelangen noch ein paar Schnappschüsse und obendrein noch ein paar Fotos einer erst gestern gekenterten Touristenfähre…wir haben nicht weiter darüber nachgedacht 🙂

Wat Arun.

Zum Glück nicht unsere Fähre.

Nun hatten wir Durst und so machten wir uns auf, das pulsierende Nachtleben Bangkoks zu erkunden und drifteten durch die Strassen der Altstadt, immer auf der Suche nach einem kühlen Kaltgetränk (Hopfenblütentee, Gerstensaft u.ä.). Letztendlich fanden wir auch ein gemütliches Restaurant/Bar/Kneipe und gönnten unseren geschunden Beinen (na, ganz so schlimm war es ja nicht) eine Ruhepause. Wenn man da so sitzt und die laue Luft um einen herumweht, die merkwürdigsten Gestalten an einem vorbeiziehen und man die ganzen Gerüche um sich herum hat, dann kann man schon ganz schön leicht vergessen, dass man nur für ein Wochenende dort ist und nicht die nächsten Monate so weitermachen kann. Man würde aber gern!

Straßenleben.

Man kann mindestens 2 Gruppen von Menschen beobachten, na eigentlich mindestens drei: 1. Die Urlauber, die ihr letztes WE in Thailand verbringen, 2. diejenigen Urlauber, die gerade ihr erstes WE in Thailand verbringen und 3. die Thais, die den beiden vorherigen Gruppen alle möglichen Kinkerlitzchen andrehen wollen (wie haben vor allem bei Gruppe 2 sehr viel Erfolg!). Naja, und dann gibt es noch uns, die ja schon alles erlebt, alles gesehen haben und natürlich alles besser wissen und die 3 Gruppen aus sicherer Entfernung beobachten und kommentieren. Gruppe 1 ist meist in ausgebeulten Leinenhosen und Rastazöpfen unterwegs. Hingegen Gruppe 2 macht durch vornehme Winterblässe auf sich aufmerksam und versucht den ersten Sonnenbrand des Urlaubs mit dem eben vom Straßenverkäufer erstandenen Seidenschal zu vertuschen. Dies gelingt nicht immer ganz und so kommt auch oft das soeben im Zuge einer leichten Trunkenheit teuer erstandene, äußerst professionelle Drachentattoo auf dem Schulterblatt zum Vorschein. Dieses wird allerdings auch halb durch das Tiger Beer/Singha Beer/ Chang Beer-Werbe-Shirt verdeckt, das ohne Ausnahme nur in Thailand salonfähig ist. Gruppe 3 wiederum spricht jeden an,  zeigt wunderbar nicht EU-konforme Laserpointer und entwickelt unnachahmliche Freude daran, auch zum 13. Male die Vorzüge einer handgeklöppelten Glockenmütze aus dem Norden Thailands (ähnlich den nordvietnamesischen Bergvölkerutensilien) vorzuführen. Auch dann, wenn sich vor dem Verkäufer ein weiterer schon vergeblich bemüht hat, dem angetrunkenen (und natürlich vollkommen verbrannten Gruppe 2-Engländer) exakt dieselbe Kopfbedeckung anzudrehen.

Grundnahrungsmittel…wegen der Elektrolyte.

Nunja, als alte Hasen und quasi Einheimische haben wir einen Tisch in der zweiten Reihe genommen und konnten uns somit gefahrlos dem Beobachten und Kommentieren hingeben. Eine kleine Runde Billard rundete den Abend ab (Ihr seht…Sport ist immer dabei…erst Dart, jetzt schon Billard…wer weiß, was da alles noch kommt?) und wir machten uns im Taxi eines wahrscheinlich im Nebenberuf als Rennfahrer tätigen Taxifahrers auf den Weg ins Hotel. Auf Anraten eines Polizeibeamten, doch einmal aus der Reihe auszuscheren und in die Spur für die Autodurchsuchung zu wechseln, gab der Kollege einfach noch einmal Gas und so waren wir ohne lästige Untersuchung schnell zu Hause. Der Morgen war eigentlich schon gekommen, wir mussten nur noch kurz schlafen und konnten dann weiter auf Entdeckungsreise gehen.

9 Gedanken zu „Bangkok – Tag 2

  1. vati

    Hey, natürlich heißen die Hauptstädter dort BanCookies! Ich geh dann schon mal den Riesenschokoeisbecher kaufen, ja?

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    1. Robert

      @vati: Das ist ein sehr guter Vorschlag. Vielleicht gibt’s zum Schokobecher auch noch einen Schokokeks dazu!

      Möchte sich noch jemand etwas verdienen?

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  2. kryti

    Ich mag den Teil mit dem Renn-Taxifahrer, cooler Typ, einfach mit der Touri-Gruppe des Nächtens durchbrennen. Sauber!

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  3. Robert

    @kryti: Ja, das war schon eine sehr beachtlich kundenfreundliche Aktion. Ich denke, da hat er uns wirklich gut Zeit gespart…ich brauch ja meinen Schönheitsschlaf!

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  4. Annika

    Ich auch! Ich finde, dass beim Abschnitt „Andrehen von Ramsch“ definitiv die Streich-Holzfrösche fehlen und diese auch noch wegen ihres schönen Froschlauts besondere Beachtung darin finden sollten…Zu finden auch besonders oft in Kombination mit „handgeklöppelten Glockenmützen“-Trägerinnen… Aber ich bin sooooo neidisch auf dich! Will auch nach Asien!

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  5. Robert

    @Spike:…das war aber auch lecker…hmmm!

    @Annika: Stimmt, Du hast vollkommen Recht. Dieses geräuschvolle „Quaken“ ist mir entfallen und ich kann mir nicht erklären warum. Der Froschlaut war IMMER zu hören, auch wenn man den Verursacher (meist wirklich eine Frau aus dem Norden Thailands oder ein resignierter Tourist) nicht immer gleich im Gewimmel entdeckt hat!

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