Vietnam Tag 1,5: Zugfahrt nach Lao Cai.

Nachdem wir die Tickets in den Händen hielten, machten wir uns auf zum Zug. Dazu mussten wir durch eine beinah überfüllte Wartehalle stapfen und uns dann auch wie auf einem kleinen Provinzbahnhof den Weg direkt über die Gleise bahnen (welch Wortspiel). Wenigstens stand der Zug schon da und wir konnten ihn auch dank der lateinischen Buchstaben auf dem Anzeiger leicht erkennen. Es schien, als befände sich der Motor der Lokomotive eben nicht in selbiger sondern in dem allerersten Waggon des gesamten Zuges. Zumindest kamen die lautesten Geräusche aus dem Waggon. Na, wer weiß schon wie die Vietnamesen ihre Züge bauen. Unseren Waggon fanden wir leicht, denn der Name des Reiseunternehmens stand in großen Buchstaben außen dran. Ja, der Reiseveranstalter für den Trip in Richtung Nordwesten hatte seinen eigenen Waggon im Zug. Unser Abteil befand sich exakt in der Mitte des Wagens, so dass wir keine Schwellenschläge in der Nacht zu erwarten hatten…dachten wir.

Wir stiegen also ein und ließen uns erschöpft auf die beiden unteren, uns zugewiesenen Betten in der 4-Personen-Kabine fallen. Vorher wurden natürlich noch die Zähne über dem der Allgemeinheit vorbehaltenen Waschbecken geputzt. Glücklicherweise war ich vor der Fahrt noch einmal auf der Toilette gewesen, denn was als „Western Toilet“ über der Klotür angepriesen wurde, war in Wirklichkeit ein Loch im Boden des Waggons durch das man die Gleise sehen und sicherlich auch spüren konnte. „Western“ stand daher augenscheinlich für den Begriff des mittleren Westens der USA (in ziemlich unbesiedeltem Zustand), denn damals waren die Toiletten ja auch nur Löcher im Boden…aha.

Als wir langsam Hanoi hinter uns ließen, ratterte der Zug so schön vor sich hin, dass wir langsam einschliefen. In der Annahme, der Zug würde noch ein wenig an Geschwindigkeit gewinnen damit wir rechtzeitig morgen früh um 5h30 in Lao Cai (8km südlich der chinesischen Grenze) ankommen würden, ließen wir uns von der Klimaanlage in einen Gefrierschock-artigen Zustand versetzen und schliefen den Schlaf der Gerechten.

Gegen 5Uhr morgens fing das Bordradio an zu spielen und bereitete uns auf den nun folgenden Tag vor. Es spielte vietnamesische Bergvolksmusik und die virtuos vorgetragene Volksweise wurde durch zuckende Blitze, Donner und peitschenden Regen außerhalb unseres gemütlichen Waggons begleitet. Was sollte das nur für ein Tag werden?

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