Ewig und 2 Tage: Rom

Nachdem wir ja über den  Jahreswechsel mit mehr als ausreichend Schnee und Kälte in Europa versorgt worden sind dachte ich mir, dass ein wenig Frühling ja nicht schaden könnte. Also hab ich den Anlass eines geschäftlichen Termins in Rom zum Anlass genommen und bin schon 2 Tage eher angereist. Die ewige Stadt löst bei mir ganz besondere Gedanken aus, denn ich wollte schon ewig mal hin. Nun war es so weit und ich weiss nun, was ich mir beim nächsten Besuch ganz genau anschauen werde!

(kleiner Hinweis: wenn man auf die Bilder klickt, dann sieht man eine größere Version.)

Ich wurde um 4:30 morgens abgeholt und nach Heathrow gefahren, denn selber wollte ich zu dieser Stunde noch kein Auto lenken. Ausserdem brauchte ich ja meine Kraft noch für später. In Rom setzte ich dann pünktlich um 10h30 auf und bin direkt ins Hotel gefahren. Das lag in einer Gegen von Rom, die sich nicht unbedingt durch touristische Sehenswürdigkeiten dafür aber durch die Lage ganz oben auf einem von Roms berühmten Hügeln auszeichnete. Mit dem Taxi ging die Anreise noch, aber ich sollte den Berg verfluchen nach meinen 28,4km langen Fussmärschen über die Kopfsteinpflasterstrassen der italienischen Hauptstadt. Na, aber ich möchte mal jetzt noch nicht allzu viel meckern, immerhin bin ich gerade erst angekommen.

An der Rezeption fragt ich nach einer Karte (einen Rom-Reiseführer hatte ich vorsorglicherweise schon am Flughafen in London erstanden!), denn meine Karte zeigte wirklich nur die Innenstadt und nicht den Weg von den Hügeln dahin. Nach nur 20 Minuten war ich auch schon am ersten Highlight angekommen. Man muss dazu sagen, dass es Mittag war, die Sonne schon hoch am strahlend blauen Himmel stand und gnadenlos mit 17Grad auf mich herunterschien. Meine Winterjacke und der dicke Pullover zeigten sich unter diesen Umständen eventuell als falsche Wahl, aber es sollte ja abends noch empfindlich kühl werden in der Stadt am Tiber.

Nun war ich also an der Villa Borghese angekommen. Villa steht im Italienischen für eben das grosse Haus das sie ist aber auch für das Wort ‚Park‘. Die Villa Borghese liegt im Herzen Roms und ist so etwas wie die grüne Lunge der Stadt wenn im Sommer die Hitze im Tal steht und der Smog förmlich zu schneiden sein soll. Im Moment war noch alles …Achtung jetzt kommt’s…im grünen Bereich und Robert ging auf Tuchfühlung mit den ersten alten Steinen und Bäumen. In diesem Park stehen einige alte Gebäude und unter anderem auch die ‚Galleria Borghese‘, die viele Skulpturen des brühmten Bildhauers Bernini beherbergt und ausstellt. Ich hab mir das Gebäude nur von aussen anagesehn und war dennoch angetan. Da ich viel auf meinem Plan für den Nachmittag/Abend stehen hatte, wollte ich mir nur wenige Dinge von Innen ansehen und dann lieber später noch mal mit mehr Zeit zurückkehren und mit ein wenig mehr Vorbereitung die echten Sehenswürdigkeiten geniessen. So schlenderte ich durch die alten Grünanlagen von Norden kommen daher, bis sich mir ein atemberaubender Ausblick über die Stadt bot:

Die Sonne glitzerte über die Dächer, Kuppeln drängten sich dicht an dicht in meinem Blickfeld, Kirchtürme erklommen luftige Höhen und die Strassen verloren sich in einem Wirrwarr aus Windungen. Häuser schmiegten sich eng aneinander und man konnte quasi das Mittelalter (und die Zeit davor) sehen und spüren. So wanderte ich dann nach links in Richtung der berühmten Spanischen Treppe um sie (praktischer Weise) von oben nach unten zu erklimmen. Es sassen schon hunderte von Touristen auf den Stufen und schauten auf den Brunnen am Fuss der Treppe. Man hat einen guten Blick auf die Stadt und wenn man sich umdreht, dann schaut man auf eine sehr schöne weiss getünchte Kirche, die über die Treppe zu wachen scheint. Ich möchte eigentlich nicht im Sommer herkommen, wenn man schon jetzt mitten im Winter Schwierigkeiten hat, einen freien Platz zwischen den Touristen zu finden:


oben: Kirche am oberen Ende der Spanischen Treppe
unten: Blick von der Spanischen Treppe hinab

Am unteren Ende der Trepp angekommen stürzte ich mich in das Labyrinth der kleinen Strassen und Gassen, das den Charme der Altstadt von Rom ausmacht. Natürlich gab es hier die üblichen Touristenläden mit Aufklebern, Magneten, Regenschirmen, Stoffbeuteln, Pantoffeln und Miniaturnachbildungen von Rom. Ein Accessoir, das allerdings den gemeinen Touristen vom echten Italiener unterscheidet ist der Einsatz von Sonnenbrillen in jedweder Art bei den letztgenannten Personenkreisen. Egal ob man sich gerade in einer schattigen Ecke einen Espresso (im Fachjargon der italienischen Kaffeekneipiers: einfach nur „Café“ genannt) genehmigt oder ein „gelato“ lutscht, die Sonnebrille schützt die Augen vor aufdringlichen Touristenblicken als auch vor gefährlicher Sonnenstrahlung. Einen reinen modischen Effekt kann man den Gläsern allerdings auch nicht absprechen.

Nun wandere ich also ein wenig ziellos (allerdings nicht planlos!) durch die Strassen und stosse auf kleine versteckte Plätze, gemütliche Cafés, von aussen unauffällige Kirchen, die sich beim Besichtigen dann als geniale Kunstwerke herausstellen, und gelange schliesslich zum Pantheon. Wer an der Geschichte des Bauwerks interessiert ist, der bemühe bitte Wikipedia (klick hier). Ich möchte hier einfach nur sagen, dass ich mehr als nur beeindruckt gewesen bin! Ein Bauwerk, das um 120 n.Chr. (kein Schreibfehler!) errichtet wurde und bis heute fast unversehrt steht kann einfach nur beeindruckend sein. Umso mehr, wenn man dann vom unauffälligen Äusseren in den Innenraum geht und einfach überwältigt wird von der schieren Grösse des Bauwerk, der Architektur, der Kunsfertigkeit und der Stimmung im Innenraum! Ich kann es nicht weiter beschreiben und auch meine kläglichen Fotos können es nicht. Schaut es Euch selber an:

Pantheon von aussen, die Kuppel von unten, von innen und wieder von aussen.

Weiter ging es durch die kleinen, engen Gassen bis hin zum Piazza Venezia mit dem alles dominierenden Denkmal zur Gründungsbewegung des italienischen Staates („Monumento Vittorio Emanuele II“). Das in grellweissem Marmor gehaltene Bauwerk beindruckt schon durch die grossen Ausmasse sowie durch die Zurschaustellung aller möglichen architektonischen Stile. Sehr beeindruckend…bitte entschuldigt die inflationäre Verwendung dieses Wortes…wenn Ihr Synonyme habt, dann her damit!

Rechts am Nationaldenkmal, das im Volksmund auch gern unerklärlicherweise als ‚Schreibmaschine‘ bezeichnet wird, ging es dann in Richtung des Forum Romanums. Da sich der Nachmittag aber schon in Richtung Abend bewegt, war das Gelände schon für Besichtigungen geschlossen…sicher ein Nachteil, wenn man im Winter kommt. Aber auch von ausserhalb der eigentlichen Ruinen hat man einen guten Blick auf die alten Steine und kann sich lebhat vorstellen, was da wohl mal für Gebäude gestanden haben. Ich finde es hervorragend, dass es Italien geschafft hat, diese Bauwerke (oder wenigstens deren Ruinen) zu erhalten. Im nördlichen Europa ist das schon schwerer gefallen. So schlendere ich dann an den Ruinen vorbei und habe im Augenwinkel schon mein persönliches Highlight des Tages gesehen: das Kolosseum.

Eine breite Strasse führt direkt am Forum Romanum vorbei auf das riesige Amphitheater zu. Schon von weitem lassen sie die verschiedenen Säulenarten erkennen, die von unten nach oben genutzt worden sind: dorisch, ionisch und korintisch. Dazu der strahlend blaue Himmel, der die Kanten des Kolosseums scharf schneidet und so ein fast surreales Bild vor den Augen erscheinen lässt. Im Hinterkopf habe ich natürlich immer ein paar Ausschnitte aus den Asterixfilmen und auch dem Film Gladiator, aber diese Bilder entsprechen sicher nicht ganz der Wirklichkeit, die sich hier abgespielt hat. Nein, ganz sicher nicht!

Aufgrund des späten Nachmittags schliesst das Kolosseum genau in dem Moment als ich an die Kasse gehen möchte und so bleibt mir nichts weiter übrig als ein Spaziergang um die Arena herum auf dem ich „echte“ Legionäre sehe und mir gleichzeitig ein Stück italienische Kultur oral verabreiche: kalte Pizza und Cola vom Imbisswagen. War nicht lecker, dafür aber teuer! Der Anblick im Abendlicht entschädigt aber für so einiges und so setze ich mich auf einen für die Jahreszeit sehr kalten Stein, inhaliere Geschichte und lasse die Bilder auf mich wirken. Beim nächsten Rombesuch schaue ich dann auch mal in die Arena hinein und berichte Euch dann an dieser Stelle vom Gesehenen.

Nun schlendere ich wieder ins Strassendickicht der Altstadt zurück auf dem Weg zum letzten Punkt meiner Agenda für heute: dem Fontana di Trevi, dem Trevi Brunnen. Zwischendurch stolpere ich noch über den Piazza Navona, der auch einen schicken Brunnen beherbergt, allerdings ursprünglich als Sportstadion angelegt worden ist. Im Abendlicht finden sich etliche Touristen in den angrenzenden Pizzerias und Cafés ein und ich mach mir eine Gedankennotiz, morgen hier einen Espresso zu trinken. Weiter geht’s in Richtung Trevi-Brunnen. Dabei komme ich an der Trajanssäule vorbei und bin wieder einmal…beindruckt. So eine hohe Säule sieht man selten. Das ist aber noch nicht das Besondere daran. Hier hat sich jemand die Arbeit gemacht, auf 30m Höhe (oder sagt man Länge?) hunderte von Szenen aus der Zeit um 110n.Chr. einzumeisseln und damit die Referenzsäule für die meisten anderen Siegessäulen zu schnitzen. Obendrauf steht Kaiser Trajan und lässt sich beschrieben durch die steinmetzerischen Meisterleistungen huldigen.

Trajans Säule

Fast direkt neben der Säule, nur einen Steinwurf und 4 Pizzerien entfernt, findet man den Trvi-Brunnen. Dieser enorme Brunnen steht auf einem für die Brunnengrösse zu kleinen Platz, was die Ausmasse des Brunnens wohl noch einmal grösser erscheinen lässt. Hat man sich einen Weg durch die vielen Besucher aus aller Welt erkämpft, dann eröffnet sich ein schöner Blick auf Bildhauerei vom Feinsten. Hübsch angestrahlt und mit lustigen Wasserspielen angereichert lädt der Brunnen dazu ein, ein paar Münzen in ihm zu versenken, die angeblich ewiges Leben, Weltfrieden oder unendliche anhaltende Schönheit versprechen. Da ich an die drei Dinge nicht uneingeschränkt glaube, hab ich meine Euros gespart und hab mir davon (und noch einigen mehr) mein Abendbrot gekauft.

Danach hab ich mich auf den Rückweg gemacht – zu Fuss versteht sich. Durch die Gassen der Altstadt bis hinauf auf meinen Hügel zum Hotel. Vorbei an schon Früchte tragenden Orangenbäumen und Olivenbäumen lief ich durch die Nacht und dachte so bei mir, dass ich heute ja nur einen winzigen Eindruck erhalten habe…und morgen auf jeden Fall noch die anderes Seite des Tibers in Augenschein nehmen muss. Ausserdem hab ich noch eine Verabredung mit dem Papst, so gegen 11h30, weil er um 12Uhr mittags schon wieder zu seinen Lämmern sprechen muss. Ich bin sehr gespannt – meine Füsse bedauern meine Vorfreude jetzt schon!

Ein Gedanke zu „Ewig und 2 Tage: Rom

  1. vati

    Das war ja mal wieder ein lange entbehrter Robert-Reisebericht! Wenn deine Mutter das liest, bekomme ich gleich wieder Reiseanträge…

Kommentare sind geschlossen.