Saigon – HCMC

Nach nunmehr fast 2 Monaten ohne Abwechslung was den Aufenthaltsort betrifft, ging es nun heute ab nach Vietnam. Beinahe hätten wir vergessen ein Visum zu beantragen, denn das benötigt man um einreisen zu dürfen. Zwei Tage hatte ich frei und so fing mein Wochenende schon am Donnerstag an und sollte auch erst 4 Tage später, also am Sonntag enden. Ein Blick aus dem Fenster machte mich ein wenig stutzig und richtig, es regnete in Strömen. Nicht nur, dass es viel und lang anhaltend in Singapur regnet, nein, oft gibt es dazu auch ein ohrenbetäubenden Gewitter gleich mit dazu. So auch heute und so verzögerte sich der auch im Vorhinein schon auf den Nachmittag verschobene Abflug noch einmal um eine Stunde, die wir gemütlich im Flugzeug sitzend verbringen durften.

Mopeds im Dunkeln


In Ho Chi Minh City (in Fachkreisen auch HCMC oder im französischen Teil der Welt als Saigon bekannt) gelandet, bot sich uns schon ein kleiner Einblick in den nicht immer ganz einwandfrei funktionierenden Staat Vietnam. Naja, wenn man ein wenig nachhilft, dann läuft es anscheinend schon ganz schön reibungslos. Folgendes bot sich uns, als wir die Passkontrolle passieren wollten:

Man füllt ja im Flugzeug gelegentlich einen Einreiseantrag aus, auf dem man dann doppelt und dreifach seine Passnummer, seinen Namen und den Grund der Einreise angibt. Normalerweise werden diese fein säuberlich ausgefüllten Dokumente von den freundlichen Beamten keines Blickes gewürdigt, an den entsprechenden Stellen abgetrennt, abgelegt und wenn man die Passkontrolle passiert hat, fein säuberlich entsorgt. Nicht so in Vietnam. Mangels eines andersfarbigen Stiftes haben wir das Formular mit einem roten Kugelschreiber ausgefüllt und uns nichts weiter dabei gedacht, als wir nach dem Ausfüllen gelesen haben, dass man das Formular bitteschön mit schwarz oder grün (warum auch immer) auszufüllen hat. Na, dachten wir uns, wird schon nicht so schlimm sein. Hatten wir uns gedacht. Das erste was der leicht mürrisch und gelangweilt wirkende Beamte sah, waren unsere roten Buchstaben. Eigentlich auch klar, denn Rot ist ja bekanntlich eine Signalfarbe. Er meinte, dass wir das nicht hätten mit rot ausfüllen dürfen und wir haben es dann auch beim dritten Anlauf verstanden. Meine Taktik so zu tun als ob ich ihn nicht verstehe um ihn dann aufgeben und das Rot Rot sein zu lassen, war nicht aufgegangen.

Stattdessen wurden sein Bewegungen immer langsamer und ich dachte schon, er würde trotz seines relativ jungen Alters in die ewigen Jagdgründe verschwinden. Jedenfalls meinte er dann, dass wir das Formular erneut in der richtigen Farbe komplettieren müssten. Aus Mangel an weiteren Blankoformularen machten wir unsere Hilflosigkeit sichtbar, in dem wir ihn nach diesen Dinger fragten. Innerlich muss er geplatzt sein, seine stoische Ruhe ließ ihn aber dennoch scheintot wirken. Nachdem wir uns nicht von der Stelle rührten und erkennen ließen, dass wir erst gehen würden nachdem wir von ihm die Blankoformulare erhalten würden gab er nach, fand zufällig 2 frische Blätter und fing an, wie der Teufel selbst die Teile in kunstvoller Krakelschrift in schwarz auszufüllen. Zwischendurch blickte er kurz auf und fragte: „Now can you help me?“ Ich dachte, ich hätte mich verhört, und erwiderte was er denn benötige. Daraufhin setzte bei ihm wieder das selektive Englischkönnen ein und er hatte keinerlei Hilfe mehr nötig. Ich konnte es nicht fassen. Der erste Mensch, dem ich in Vietnam begegnete wollte ganz offensichtlich bestochen werden! Nunja, wir haben schnell unsere Pässe wieder eingesteckt und waren dann in der Sozialistischen Republik Vietnam angekommen.

Durch den Reiseführer auf den ungefähren Preis einer Taxifahrt vom Flughafen zum Hotel hingewiesen, hatten wir schon eine Idee wie uns Touristen das Geld mehr oder weniger freundlich aus dem wohlgehüteten Portemonnaie entnommen werden sollte, als uns der erste bereitwillige Taxifahrer für nur 20US$ mitnehmen wollte. Zur Info: Der Reiseführer sprach von ca. 6US$. Wir haben ihn dann auf 10US$ herunter gehandelt, denn wir hatten Hunger und es war schon ziemlich dunkel. Beides keine guten Kriterien um in einer Stadt, in der man die Sprache nicht mal annähernd beherrscht, das Hotel suchen zu müssen, dass sich laut Buchungsunterlagen in einer kleinen Gasse zwischen zwei großen Strassen befinden sollte. Die Einschätzung (oder besser gesagt Legitimierung für den hohen Fahrtpreis) des Taxifahrers dass es ein langer Weg vom Flughafen sei und dazu noch auf jeder Strasse Stau vorhanden sein sollte, wurde jäh als falsch gekennzeichnet, als wir nach ca. 25 Minuten und 8km Wegstrecke in jener kleinen Gasse standen und nach dem Hotel suchten. Glücklicherweise fanden wir es gleich und der Besitzer begrüßte uns freudestrahlend. Es gibt also doch freundliche Menschen in HCMC!

Vielleicht noch eine kurze Bemerkung über den Verkehr in der Stadt: auf 1 Auto kommen ungefähr 50 Motorräder, die alle kreuz und quer durcheinander fahren (die Autos und die Mopeds!) als ob es kein Morgen gäbe. Es wird gehupt, gebremst, gelichthupt und beschleunigt ohne auf eventuell vorhandene Verkehrsregeln oder gar Ampeln, Schilder etc. zu achten. Aber was soll ich sagen: Es funktioniert! Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ungefähr 15km/h gibt es auch überraschend wenige Unfälle und es kommt nur ganz selten einmal zu Zusammenstössen. Wenn, dann sind diese meist gewollt und ich werde übermorgen darüber berichten. Für Fußgänger gilt das Motto: Wer stehen bleibt und wartet, dass alle Autos und Mopeds vorüber gefahren sind, der wird alt und grau und stirbt eines natürlichen Todes. Ein kurzer Blick nach links (ja, hier ist Rechtsverkehr) und dann ohne Zögern loslaufen ist die beste Methode die Strasse zu überqueren. Man wird nicht über- oder angefahren, denn der Verkehr fließt förmlich um einen herum.

Abends sind wir dann noch ein wenig durch die Stadt gelaufen, aber sehr weit sind wir nicht gekommen, da wir müde waren und uns noch nicht so recht trauten uns Straßenschilder nur anhand der Buchstaben zu merken. Morgen dann also mehr und auch ein paar Bilder bei Tag.

Ein Gedanke zu „Saigon – HCMC

  1. roland philipp

    Hallo Robert,
    eine interessante Reise, hätte mir auch gut gefallen, da ich damals den Kampf des vietnamesischen Volkes gegen die USA mit Spannung verfolgt und mich riesig darüber gefreut habe, dass dieses tapfere Volk die vermeintlich stärkste Armee der Welt geschlagen hat.
    Opa

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