Macau – Las Vegas 0.5

Wir hatten ja jetzt schon den ganzen Tag zu Fuß in Hong Kong zugebracht, aber das sollte uns noch nicht reichen. Immerhin waren wir ganz in der Nähe von Macau – dem Las Vegas von China. Hier sollen angeblich mehr Gelder umgesetzt werden als im amerikanischen Original und die Hotels/Casinos sollen noch größer und spektakulärer sein…das sollte überprüft werden.


So haben wir uns um 22h30 ein Ticket für die Bootstour nach Macau (ja, richtig, eine Einwegkarte!) besorgt und sind mit einer Fähre, die auch bequem eine Kühltruhe hätte sein können, in ca. 60minuten (in Fachkreisen auch als 1 Stunde bezeichnet) in die Hong Kong vorgelagerte Enklave Macau gefahren. Dazu verlässt man China und bekommt wieder einen Stempel in den Pass gedrückt. So habe ich dann 3 Stempel in 2 Tagen in meinem offiziellen Reisedokument verzeichnen können (Japan, China, Macau).

Auf der Insel angekommen haben wir schon einen ersten Blick auf die hell erleuchteten Casinos werfen können. Es gab das MGM Grand, das Wynn sowie das Venetian (und noch ein paar andere mehr). Allesamt nach dem Vorbild in Las Vegas gebaut und mit dem Bestreben versehen, die Spielhöllen noch ein klitzekleines Bisschen größer zu bauen. Wir sind dann also in den nächstbesten bereitstehenden Bus gesprungen, der uns zu einem der großen Casinos gebracht hat. Von dort sind wir zu Fuß ein wenig durch die Gegend gestapft und haben das ein oder andere Foto gemacht. Dabei kam mir meine Errungenschaft aus Japan – ein 15cm hohes Ministativ – sehr zu Gute.

Wir sind zunächst in das angeblich größte Casino am Platz gegangen und fanden uns in einer sehr merkwürdig leeren und verlassen wirkenden Eingangshalle wieder. Als wir dann die Haupträumlichkeit nach Passieren diverser Sicherheitskontrollen (wie am Flughafen) betreten haben, wurde uns quasi sofort bewusst, dass dies ein Ausflug werden sollte, den wir lieber nicht hätten machen sollen. OK, es war schon Mitternacht, aber sollte das etwa der Grund dafür gewesen sein, dass wir nur vereinzelte und vor allen Dinge müde dreinschauende Gestalten (Asiaten) an den halb leeren Tischen sitzen sahen, die keine Miene zum Spiel machten? So was Langweiliges habe ich wirklich noch nie gesehen. Es war einfach nur traurig trist. Es durfte an den Tischen kein Alkohol getrunken werden und man fühlte sich von den vielen, erschreckend düster dreinschauenden Croupiers beobachtet. Viele von denen machten auch den Eindruck, als wären sie schon 36h am Stück beim Chips sortieren. Man hörte kein Lachen und keine freudigen Juchuh-Rufe oder so was. Einfach sehr traurig. Wir haben uns einen Drink an der dafür extra eingerichteten Bar gegönnt, aber waren froh als wir wieder auf der Strasse standen. Für diejenigen unter Euch, die schon mal in Las Vegas waren, lasst Euch sagen: Fahrt niemals nach Macau, wenn Ihr nicht müsst. Es ist einfach nicht zu vergleichen!

Auch draußen vor dem Casino war es einfach nur menschenleer. Die Hotels/Casinos liegen auch nicht dicht bei einander, sondern sind durch viele 4-spurige Strassen von einander getrennt. Es gibt auch nur sehr wenige Fußgängerüberwege. Das lässt die Stadt sehr auseinander gerissen erscheinen und erschwert dem risikofreudigen Spieler das Spaßhaben ungemein.

Wir wollten dennoch den Mut nicht verlieren und sind noch einmal ins Taxi gestiegen, das uns ins Venetian bringen sollte. (Für alle Nicht-Kenner: das ist das Casino in dem ganz Venedig nachgebaut ist…inkl. Gondeln und Markusplatz). Dort angekommen hatten wir auch hier die riesige Empfangshalle ganz für uns allein. Aber die Architektur war sehr beeindruckend. Einmal im Casino drin, hatte man wirklich das Gefühl in Venedig zu sein. Gut, ich war noch nie dort, aber so stelle ich mir das vor 😉

Jenseits der angeblich größten Spielhalle der Welt begann ein künstlicher Kanal der von venedig-aussehenden Häusern begrenzt wurde. Es lagen Gondeln an den Kanalmauern und man hatte das Gefühl, die Gondellieri waren nur kurz einen Cappuccino trinken. Ein strahlend blauer Himmel ließ mich vergessen, dass es schon 2Uhr nachts war. Es spielte klassische Musik und es fehlten nur die fliegenden Händler und geöffnete Geschäfte. Sehr schön das Ganze und man ist wirklich eine halbe Stunde am Kanal entlang gelaufen um das Ende zu erreichen. Wirklich imposant! Gut, dass wir uns dieses Casino noch angeschaut haben, ansonsten hätte ich mich wirklich zutiefst geärgert, hierher gefahren zu sein.

Gegen 3Uhr machten wir uns dann wieder auf in Richtung fahre und erstanden die Tickets für die letzte Überfahrt vor 6Uhr morgens – Glück gehabt! Um 6h waren wir dann im Bett um pünktlich um 7h30 von einem unermüdlichen Presslufthammer direkt vor unserem Fenster geweckt zu werden. Wir hatten vergessen, dass es schon Montag (also ein Arbeitstag) ist.

Ein Gedanke zu „Macau – Las Vegas 0.5

  1. Vati

    Da waren die Opiumhöhlen früher gemütlicher, was? Aber dafür scheinen die leeren Spielhallen gesünder zu sein. Aber wenn keiner hingeht… Den Menschen kann’s eben nicht recht gemacht werden. So ist es sicher nur eine riesen Energieverschwendung.

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