Letzter Tag, aber was für einer!

Heute hatte ich mir auch noch einmal komplett frei genommen, immerhin brauch ich ja auch mal Urlaub und da hat sich das doch sehr gut angeboten. Für heute hatten wir wieder ein paar „Draußen-Aktivitäten“ geplant und so drückten wir beim Öffnen der Vorhänge die Daumen…und ja, die Sonne schien! Sehr, das hätten wir also schon mal geklärt. Heute stand wieder ein wenig Natur auf dem Programm. Das ist immer ein ganz guter Ausgleich zu den betonierten Flächen hier in der Innenstadt.


Wasser, marsch!

Ein stärkendes Frühstück ließen wir heute einmal aus, weil wir doch ein wenig ausgeschlafen haben. Immerhin hatten wir ja in der Woche schon sehr viel unternommen. Dann machten wir uns auf den Weg und bestiegen das erste Taxi. Nachdem wir klar und deutlich gesagt hatten, dass wir zum „Bukit Timah Nature Reserve“ wollten, sah uns der Taxifahrer verständnislos  mit großen, leeren Augen an und meinte, dass er uns nicht verstehen würde. Nach kurzem Hin und Her gaben wir auf. Anscheinend wollte er uns nicht verstehen. Immerhin kannte er die internationale Handsignalsprache und er wies uns freundlich aber direkt mit einer laschen Handbewegung an, sein Territorium (also sein Auto) zu verlassen. Das taten wir prompt und bestiegen das darauffolgende Taxi. Der Taxifahrer hier fuhr erstmal los und fragte uns dann erst, wohin wir eigentlich wollten. Bessere Taktik von ihm, da wir ja nun nicht mehr die Chance hatten, einfach auszusteigen. Nach ca. 5 Minuten intensivem Gespräch hatte er dann verstanden, dass wir zum „Bukit Timah HILL“ wollten. Das sollten wir doch bitteschön wissen, dass Taxifahrer in Singapur nur den HILL (Hügel) kennen und nicht die NATURE RESERVE, die in jedem Reiseführer und sogar in seinem Navigationsgerät eingezeichnet ist. Naja, muss man nicht verstehen. Immerhin war er doch sehr nett und erzählte uns, dass nur Touristen zur Mittagszeit dorthin wollten. Dazu zeigte er, wie ich meine, ein kleines verächtliches Lächeln. Dennoch fuhr er uns hin, er brauchte ja am Ziel der Fahrt nicht aus seinem Kühlschrank auszusteigen.


Putziger Geselle.

Wir planten kurz unseren Spaziergang und konnten ja nicht ahnen, was uns noch bevor stehen sollte. Wohlweislich hatten wir 3 Liter Wasser mitgenommen und das war eine sehr gute Idee, fanden wir dann danach! Zunächst ging es in ca. 75% Anstieg für ungefähr 1km einfach nur berghoch. Ich glaube, an dieser Stelle wollten die Verantwortlich wirklich schon die Sonntagsspziergänger von den echten Wanderern trennen. Da haben sie aber nicht mit uns gerechnet. Trotz brennender Sonne, 33Grad und 85% Luftfeuchtigkeit erklommen wir den ersten Anstieg und waren schon so sehr mit uns zufrieden, dass wir an Umkehr dachten. Aber so richtig viel hatten wir ja noch nicht gesehen und wir konnte ja nicht schon nach 20 Minuten den Rückweg angehen. Also weiter vorwärts. Uns kamen immer wieder ältere chinesische Menschen entgegen, die so sehr entspannt aussahen, dass wir annahmen, sie hätten auf dem „Gipfel“ übernachtet und machten sich nun am zweiten Tag ihres Spaziergangs an den Abstieg. Den legten sie oft rückwärts laufend zurück. Warum? Das sollten wir später noch erfahren. Wir schwitzten zumindest so, als würden wir die schlimmste Trainingseinheit seit Menschengedenken absolvieren. Das mitgebrachte RST (Robert’s SchwitzTuch) war nach 3 Minuten vollkommen an der Grenze der Feuchtigkeitsaufnahmefähigkeit angekommen und diente nur noch symbolisch zum Beseitigen der salzigen Körperflüssigkeit. Dabei stapften wir noch gar nicht so lange durch die Wildnis, die nur durch die betonierte Strasse, auf der wir liefen, unterbrochen wurde. Wir sahen Echsen und sogar ein paar Affen, die sich wirklich wie im Film alle gegenseitig die Läuse aus dem Fell zogen. Gut, dass sie doch ein paar Meter von uns entfernt auf einem Baum saßen und wir so nicht auch noch zusätzliche Körperreinigungen erledigen mussten. Als ob es nicht schon schwer genug war, einfach die Strasse in Richtung Gipfel hinauf zu laufen, bogen wir ca. 100m vom Ziel vom Weg ab und begaben uns auf einen gelben Wanderpfad. Also der Weg an sich war nicht gelb, hatte eben nur auf der Karte die gelbe Markierung erhalten und sollte sich ungefähr auf gleicher Höhenlage um den Gipfel herum bewegen. Entweder kann ich keine Karten lesen oder die Karte hat gelogen. Nach nur 150m unebenen Geländes, fiel der Pfad steil ab und wir hatten schon die bösesten Vorahnungen – was man hinunter läuft muss man auch wieder hoch laufen. Aber wir waren ja nicht zum Spaß hier und so stapften wir tapfer weiter durch die schwüle Hitze. Das mitgebrachte Flaschenwasser war schnell alle und die Kleidungsstücke hatten dafür das doppelte ihres normalen Gewichts in Form von Flüssigkeit (Wasser!) zugelegt.


Familienglück? Auf jeden Fall aber ’ne Affenhygiene!

Irgendwann kamen wir dann aber doch erschöpft am „Gipfel“ an und ließen uns eine frische Briese Wind um die Nase und die hochroten Köpfe wehen. Um uns herum summte der Urwald und es gesellte sich auch noch ein kleines, großes Affenmännchen zu uns. Warum ich „Gipfel“ immer in Anführungsstrichen schreibe? Nunja, es wir hier immer von „Summit“ zu Deutsch „Gipfel“ gesprochen. In Wirklichkeit ist die höchste aller Erhebungen in Singapur aber nur etwas über 160m (Meter!) hoch. Deshalb!


Gipfelstürmen. (163.63m ü.d.M.)

Nachdem wir ein wenig getrocknet waren und die Ruhe ausreichend genossen hatten, machten wir uns wieder an den Abstieg. Dabei liefen wir nun ganz ohne weitere Abenteuerlust die Strasse entlang und kamen auch wieder zu der Stelle, an der wir vorhin die chinesischen Rückwärtsläufer gesehen hatten. Jetzt sollten wir auch erfahren warum die Kollegen diese Art der Fortbewegung gewählt hatten. Es läuft sich einfach besser rückwärts einen steilen Abhang hinunter. Und so einen steilen Abhang hatten wir ja schon am Beginn unserer Tour bezwungen und mussten ihn nun wieder hinunter. Also versuchten wir es mal rückwärts. Allerdings konnten wir uns nicht so richtig damit anfreunden. Ich falle dann doch lieber vorwärts als rückwärts den Berg hinunter 🙂 Unten angekommen waren wir fix und fertig und wollten nur noch in ein angenehm kühles Taxi. Nach kurzer Suche fanden wir eins und machten uns auf den Weg zum zweiten und letzten Highlight heute.

Tierische Bekanntschaft.

Sentosa, die Zweite. Nun hatten wir aber genug Verschnaufpause gehabt und uns pieksten schon wieder die Hummeln im Hintern…oder wie auch immer das Sprichwort lautet. Also suchten wir wieder einmal die Aufregung und davon gibt es wider Erwarten auf Sentosa doch mehr als genug. Unser Ziel war der sogenannte „Mega-Zip“. Das ist relativ neu, also sollte es auch für die schon Singapur-Erfahrenen unter den Lesern ein Novum sein. Mit wenigen Worten lässt sich die Aktivität folgendermaßen beschreiben: Man wird an ein Seil gehängt und mit Hilfe der Schwerkraft rutscht man dann bis zum Ziel. Klingt jetzt erstmal nicht sonderlich spektakulär, wenn man aber noch ein paar Daten hinzufügt, dann bekommt man ungefähr eine Vorstellung des Adrenalinspiegels, der sich innerhalb weniger Sekunden einstellt und auch eine Weile nicht mehr absinkt:

  1. Höhe des Ausgangspunkts: 75m ü.d.M. auf einem kleinen Berg
  2. Länge des Seils: 450m
  3. Maximalgeschwindigkeit ohne Airbag und ABS: 54,7km/h
  4. Seildurchmesser: 1,5cm (hoffentlich durchgängig Stahlseil!)
  5. Zusätzliche Schwierigkeit: die Badelatschen nicht in den Baumwipfeln unter einem zu verlieren oder in das Meer fallen zu lassen, das man bei seiner rasenden Fahrt überquert.
  6. Zielstandort: eine vorgelagerte Insel von Sentosa (nur mit einem Metallsteg mit der Hauptinsel verbunden…und natürlich mit dem Drahtseil)


…und ab geht’s!

Faul wie wir waren (das aber zu 100% der Mittagshitze zu verdanken war), ließen wir uns für $2 pro Person mit einem Golfcaddy den Hügel hinauffahren. Diese 6-minütige Fahrt war im typischen Singapurianerstil „Jungle Tour“ getauft worden. So richtig viel Dschungel konnte man aber abseits der betonierten Strasse nicht erkennen. Oben abgekommen wurden wir in einem Geschirr festgezurrt, das man auch zum Bergsteigen benutzt. So langsam erhöhte sich schon der Pulsschlag, denn das war alles, was es als Sicherheitsmassnahmen geben sollte. Nachdem Geschirranlegen gingen wir dann um eine Ecke und sahen schon einen ca.15m hohen Turm. Dort sollten wir hinaufklettern – und zwar bis ganz oben. OK, das ging noch und war kein Problem, weil ja alles mit Geländern gesichert war. Als wir allerdings oben standen, wurde uns schlagartig klar auf was wir uns da eingelassen hatten. Oben waren nämlich keine sicheren Geländer mehr zu sehen, sondern eher nur kleine Öffnungen, die mit einer Sicherheitskette versehen waren. Da mussten wir durch und standen dann auch schon am Abgrund. Gleichzeitig wurde jeder an sein Seil geklinkt und schon hingen wir in der Luft. Unter uns die grüne Flora der Insel, vor uns 450m Seil mit einer kleinen Insel am anderen Ende. Tja und bevor wir noch denken konnte: „Was ist wenn…“ wurden wir losgeschickt und die rasende Reise begann.

So düsten wir mit gefühlten 123,7km/h in Richtung Abgrund, drehten uns um die eigene Achse und grüssten die Entenschwärme, die um uns herum in Richtung Süden unterwegs waren. Na, ganz so hoch waren wir nicht 🙂 Aber es ging ganz schön schnell…dementsprechend schnell war es auch wieder vorbei. So hätte man gut und gern noch ein paar Kilometer weiter rutschen können. So kamen wir auf der kleinen Insel an und liefen dann mit wackligen Beinen wieder Richtung Sentosa.

Nach diesem letzten Ausflug blieb auch gar nicht mehr soviel Zeit bis zum Abflug und wir fuhren mit dem Taxi nach Hause (auf das wir nur ca.35 Minuten in einer nicht enden wollenden Schlange in Vivo City warten mussten!). Dort angekommen haben wir noch eine Kleinigkeit gegessen und es wurde der Koffer gepackt.


Spiegelbild. (In der Sentosa Bimmelbahn.)

Leider ist die Woche viel zu schnell vergangen. Aber wir haben so viele schöne Dinge erlebt und Fotos gemacht, dass ich noch oft daran denken werde. Ich habe auch noch viel Neues gesehen und es war auch viel Erholung dabei. Ich bin gespannt, was als Nächstes ansteht…hier oder irgendwo anders auf dieser Welt!

3 Gedanken zu „Letzter Tag, aber was für einer!

  1. Vati

    Das Seilrutschen hätte ich auch zu gern mitgemacht. Leider wolltest du ja damals dein Bett nicht verlassen, um uns das zu zeigen …

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