Lao Cai & Sapa

Nach der Ankunft in der vietnamesisch/chinesischen Grenzstadt Lao Cai, fanden wir zum Glück relativ schnell die Person, die ein Schild mit meinem Namen drauf in den Händen hielt: Roberte. Ja, anscheinend hatte ich mich beim Buchen des Trips in der Mehrzahl ausgegeben. Ehe sich jemand anderes als Roberte ausgeben konnte, tippte ich dem Menschen auf die Schulter und gab ihm den gut gemeinten Hinweis, dass wir jetzt los könnten. Vom kurzen Weg vom Waggon zur Wartehalle (aber eigentlich eher durch den herabprasselnden Regen) waren wir schon ganz gut durchgeweicht und wollten eigentlich gleich wieder zurück in den Zug und zurück nach Hanoi in die Wärme. Nichtsdestotrotz, setzten wir uns dann einigermaßen wohlgemutes in den vorhandenen Minibus und warteten noch ca. 15 Minuten bis auch der allerletzte Platz besetzt war. Dann ging die wilde Fahrt hinauf ins Hochgebirge los.

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Leider war durch den Regen nicht allzu viel um uns herum zu erkennen, die Anzahl der Kurven und das angestrengte Fahren im 1. und 2. Gang ließen uns erahnen, dass wir eine Menge an Serpentinen zu überwinden hatten Das wiederum weißt ja darauf hin, dass man sich stetig in Richtung oben bewegt (wenn man die Serpentinen in der richtigen Richtung fährt!). Das Auto quälte sich ganz schön und auch die vom Fahrer eingelegte Kassette mit neuen vietnamesischen Volksweisen leierte manchmal so sehr, dass man annehmen musste, dass selbst das Radio sein Bestes gab, um uns den Berg hinauf zu befördern. Das Jaulen des Motors und der Musik hielt unseren (wahrscheinlich noch schlafenden) Fahrer allerdings nicht davon ab, ständig viel zu langsame LKWs und andere Minibusse zu überholen. Zu langsam hieß in dem Fall aber einfach nur 1-2km/h langsamer, denn die zahlreichen in unseren Augen überaus riskanten Überholmanöver ließen uns immer mal wieder den Atem anhalten und angestrengt den Blick weg von der Strasse hin zu den nur zu erahnenden Reisterrassen wenden. Aber auch das wurde überstanden und so kamen wir pünktlich um 6h30 morgens in Sapa an.

Sapa ist eine kleine Stadt in den Bergen, die sich ein wenig wie eine Stadt in Tschechien anfühlt. Viele kleine Häuser reihen sich dicht aneinander und ein Hotel steht neben dem anderen. Es gibt eine Hauptflaniermeile und es tummeln sich hunderte Vertreter der einheimischen Bergvölker auf den Strassen und versuchen dem geneigten Touristen Handgewebtes, Besticktes und andere Handwerkserzeugnisse zu verkaufen. Dabei gehen die Frauen, Männer sind anscheinend für andere Aufgaben als das Verkaufen von Produkten zuständig, relativ penetrant vor. Sobald man nicht mit manchmal doch bösem Blick und fester Stimme zu verstehen gibt, dass man kein Interesse daran hat, die hundert und erste handgeklöppelte Umhängetasche zu erwerben, laufen einem bis zu 5 Frauen beständig für mindestens 10 Minuten hinterher und versuchen auch noch allerlei Anderes an den Mann oder die Frau zu bringen. Dass dabei noch keines der häufig auf dem Rücken mitgeschleppten Kinder die Eltern gewechselt hat, ist ein Wunder. Die Waren sind sicher sehr schön anzusehen und bestimmt auch aufwendig hergestellt, aber sie passen nicht unbedingt zum äußeren Erscheinungsbild eines Westeuropäers und daher nahmen wir Abstand vom Kauf der Dinge. Ich hatte ja doch keinen gewebten Poncho mit Mustern in Knallgelb und Türkis getragen.

Kurz nach dem Einchecken ins Hotel lockerte sich die Bewölkung ein wenig auf und wir konnten von unserem Balkon aus schon den ersten Blick auf das eigentlich Ziel unserer Reise werfen: den Berg Fansipan (oder auch Phan Xi Pan), der mit einer Höhe von 3143m der höchste Berg von Vietnam ist. Denn wir wollten den Berg mithilfe einer kleinen Trekking-Tour bezwingen. Nach einem kleinen Frühstück zur Stärkung (auch hier gab es wieder ein leckeres Luftbrötchen) stellte sich schon einmal unser Guide (oder auch Fährtenleser) vor und lud uns zu einem Ausflug in das nahegelegene Dorf der einheimischen Bergbevölkerung ein.

Der Weg ins Dorf führte zunächst bergab und in den Nebel hinein, der mittlerweile in das Tal eingezogen war. Innerlich dachte ich schon: Mist, das was Du jetzt hier runter läufst musst Du nachher wieder hoch. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, was richtige Berge waren! Wir folgten brav unserem lokalen Guide und kamen an seltsame Behausungen, welche die Bezeichnung „Haus“ eigentlich nicht so richtig verdienten. In ärmlichen Hütten leben die vietnamesischen H’Mong, das lokale Bergvolk, und produziert hier eben diese Waren, die sie dann in der Stadt verkaufen um zu überleben. Nebenher pflegen sie noch die Reisfelder und ernten auch 2x im Jahr. (Das ist nun die Aufgabe des männlichen Teils der H’Mong.)

Auf unserem Weg in Richtung des Cat Cat Wasserfalles kamen wir dann immer wieder an solchen Hütten vorbei und immer saß dort eine Frau (meist mit Kleinkind auf dem Rücken) und hat Stoffe hergestellt oder Körbe geflochten. Mittlerweile gewöhnten sich unsere Augen an das saftig leuchtende Grün der Reisfelder und –terrassen und wir kamen am Wasserfall an. Nunja: ein kleiner Wasserfall eben. Allerdings attraktiv genug um wieder einmal 10-15 Frauen vorzufinden, die ihr produziertes Gut anpriesen. Auf dem Rückweg mussten wir tatsächlich wieder den gleichen steilen Weg hinauf (ich hatte darauf gehofft, dass wir um den Berg herumlaufen und wie durch ein Wunder durch ständiges Abwärtsgehen am Ende wieder oben ankommen würden. Leider hatte an diesem Tag niemand einen Riss in der Matrix produziert 😉 ). Ein wenig geschafft ließen wir uns dann im Ort in einem Café nieder und genossen das Stadtleben, das an unserem Tisch inkl. Latte Macchiato vorbeizog. Abends machten wir uns zeitig auf ins Hotel, denn es galt Kräfte zu sammeln für den morgigen, den großen, Tag: Die Besteigung des Fansipans sollte um 8Uhr morgens beginnen.

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